Hauchdünn an der Bronzemedaille gescheitert und schließlich auf Rang 7 gelandet: Die Mittelrheinvolleys mit Trainer Tigin Yağlioğlu und unter anderen Deichstadtvolley-Spielerin Amelie Strothoff konnten bei den Deutschen Meisterschaften U20 überzeugen. Gleichzeitig markiert das Turnier in Saarbrücken den Übergang in die Phase des Neuaufbaus.
Die Mittelrheinischen erwischten gegen den Gruppenfavoriten Volleyballakademie Stuttgart einen Auftakt nach Maß: Im ersten Satz (25:15) ließen sie dank überlegenen Aufschlagspiels und überlegter Angriffe den Schwäbinnen keine Chance. Im zweiten Durchgang (19:25) fand die Yağlioğlu-Truppe erst zu spät ins Spiel zurück. Im abschließenden Tie-Break klappte es dann wieder, man wechselte mit 8:0 die Seiten, um mit 15:10 die Überraschung unter Dach und Fach zu bringen.
Es folgte die emsländische Volleyballhochburg SCU Emlichheim, ein gleichstark einzuschätzender Gegner. Nach verhaltenem Start gerieten die Kombinierten zunächst in Rückstand, besannen sich dann aber auf ihre Stärken in Aufschlag und Angriff und konnten sich mit 25:21durchsetzen. Anders der zweite Durchgang: Das Spielglück wendete sich, die SGM konnte erst gegen Satzende wieder initiativ werden, 19:25, Tie-Break. Hier bekamen es die Rheinländerinnen nicht nur mit einem motivierten Gegner, sondern auch mit einem erneut überforderten Schiedsrichter zu tun, der gleich zu Satzbeginn zwei Punkte aberkannte und so dazu beitrug, dass die Mittelrheinischen zunächst ins Hintertreffen gerieten. Erst zur Satzmitte hin gelang der Ausgleich – eine mental starke Leistung, Aufschlagserien von Amelie Strothoff und Lola Ebner taten ein Übriges. Die Yağlioğlu-Mannschaft konnte den Entscheidungssatz mit 15:12 für sich verbuchen. Der Gruppensieg rückte damit in Reichweite.
Davor stand nur noch die Partie gegen den Gastgeber TV Holz, bei dem 3 Ehemalige (A. und N. Turmovich, Schwarzkopf) eine Bleibe gefunden hatten. Wie in den voraufgegangenen Spielen setzte Neuwied auch die Saarländerinnen mit starkem Aufschlagspiel unter Druck. Am Ende eines langen Spieltags ließ die Konzentration bei der SGM allmählich nach, Holz wehrte sich wacker, konnte aber nicht verhindern, dass sich die Rheinländerinnen mit zwei gewonnen Sätzen (16, 20) den Gruppensieg und somit die direkte Qualifikation fürs Viertelfinale sichern konnten.
Gegner dabei ein alter Bekannter: Südwestmeister VC Wiesbaden gelang es als Gruppenzweitem, in einem Entscheidungsspiel ebenfalls unter die letzten Acht vorzurücken. Die Neuauflage des Klassikers eröffnete Sonntagsmorgens den zweiten Turniertag. Diese Partie sollte zum bisherigen Höhepunkt des Turniers werden. Den ersten Satz entschied der Südwestmeister aus der hessischen Landeshauptstadt mit 25:23 knapp für sich. Letztlich hatte eine leicht Blocküberlegenheit der Wiesbadenerinnen den Ausschlag gegeben. Das Blatt wendete sich im zweiten Satz. Zur Satzmitte hin eroberten sich die riskant spielenden Rheinländerinnen mit geduldigen Spiel aus der Abwehr heraus eine leichte Führung, die zum 27:25 ins Ziel gebracht werden konnte. Der Tie-Break musste entscheiden. Zunächst verlief die Partie ausgeglichen, mit einer 8:7-Führung wurde letztmalig die Seite gewechselt, die Mittelrheinischen gingen gar mit 11:8 in Führung und ein glücklicher Ausgang schien in Sicht. Die in der Endphase größere Anzahl an individuellen Fehlern gab am Ende den Ausschlag: 12:15, Halbfinale und sichere Bronzemedaille für Wiesbaden. Enttäuschung bei den Mittelrheinischen – man war so nahe daran…
In der folgenden Platzierungsrunde ging es erneut gegen die Stuttgarter Akademikerinnen. Das Trainerteam nutzte die Gelegenheit, den Spielerinnen, die bis jetzt wenig Einsatzzeiten erhalten hatten, Spielzeiten zu verschaffen. Diese nutzten die Chance, boten ein ansprechendes Spiel, unterlagen aber knapp mit 28:30, 23:25.
Statt im nicht unmöglichen Halbfinale endete das Turnier mit dem Spiel um Platz 7. Gegner war wieder SCU Emlichheim. Das Trainerteam setzte wieder verstärkt auf die Stammbesetzung, die Mannschaft sicherte mit 2:0 (15,19) den mehr als verdienten 7.Platz.
„Ich bin stolz auf das Team“, fasste der scheidende Trainer Tigin Yağlioğlu seine Eindrücke zusammen.
Bei VC Neuwied und der SG Mittelrheinvolleys tritt nun eine Zäsur ein. Nach der Insolvenz des Bundesligateams um eine beim Turnier herausragende Amelie Strothoff haben auch mehrere Spielerinnen das Jugendspielalter verlassen. Der Neuaufbau wird über die Regional- und Oberligamannschaften erfolgen. Mit Tigin Yağlioğlu, der in Wiesbaden unter Vertrag ist, endet eine Ära erfolgreicher Jugendarbeit. „Auf dieses starke Fundament kann ich aufbauen. Wir hoffen, bei dem jetzt Erreichten nicht stehen zu bleiben! Gerade wegen unserer großen Erfolge sind wir weiter auf Unterstützung angewiesen“, übernimmt Benjamin Meßner das Staffelholz.(hw)
SG Mittelrheinvolleys (VC Neuwied/DJK Andernach):
Zoë Brodehl, Henriette Deurer, Liv Dobbertin, Lola Ebner, Emily Eitelbach, Milla Holspach, Luca Kalter, Karina Klum, Finja Kurtz, Lili Palenczat, Djamila Roll, Sina Siebert, Amelie Strothoff, Christine Walth, Sophie Zimmermann; Trainer: Tigin Yağlioğlu, Benjamin Messner, Niklas Schlüter (Scout)
Bild: Detlef Gottwald / @detlef_gottwald
veröffentlicht am Freitag, 17. Mai 2024 um 12:43; erstellt von Retzlaff, Swen
letzte Änderung: 17.05.24 12:43